Nick Waterhouse setzt Gegenpol zum Vorgänger-Album

Nick Waterhouse setzt Gegenpol zum Vorgänger-Album

Nick Waterhouse bleibt auch mit seinem neuen Album „The Fooler“ der unangefochtene König des Retro-R&B. So lässig und gleichzeitig mitreißend wie der Kalifornier verbindet kaum jemand traditionelle Versatzstücke zu einem frischen Sound. Grundsätzlich greift Nick Waterhouse auch bei seinem sechsten Album auf bewährte Zutaten zurück. Aus frühem Soul und R&B, Doo Wop und etwas Rock macht der 37-Jährige eine ganz eigenständige Mischung. Die klingt dank der starken Produktion von Mark Neill (u. a. The Black Keys) sehr organisch, warm und absolut zeitlos.

Trotzdem ist „The Fooler“ für den Musiker ein bewusster Gegenpol zum direkten Vorgänger „Promenade Blue“. Laut Waterhouse hat sich mit dem 2021er Album ein Kapitel in seiner künstlerischen Entwicklung geschlossen und nun beginnt ein neues. Außerdem ist er in den vergangenen zwei Jahren von Los Angeles nach Frankreich übersiedelt und hat eine langjährige Beziehung hinter sich gelassen. Anzeichen für einen Neuanfang, die auf „The Fooler“ durchaus spürbar werden.

Viele der Songs wirken etwas gemäßigter, es ist häufiger Midtempo angesagt. Was Nicks Vorliebe für Drama sehr zugute kommt, zum Beispiel im Titelsong, der ein Kernstück des Albums bildet. Mit dem abschließenden „Unreal, Immaterial“ gibt es aber auch eine pulsierende Rock’n’Roll-Nummer. Nick Waterhouse bleibt also facettenreich und stilsicher und dürfte mit „The Fooler“ seine Fangemeinde eher noch vergrößern.
Fest steht aber auch: Es swingt mehr als früher. Was bleibt: Waterhouse liebt weiterhin die analoge Welt. Die Aufnahmequalität ist vorzüglich. Bei diesem Werk stimmt einfach alles. Also Daumen hoch für dieses Album!

Auf dem Cover von „The Fooler“ ist der legendäre City Lights Bookstore an der Ecke Columbus Avenue/Broadway in San Francisco zu sehen. Der Musik-Fotograf Jim Marshall, der den Auslöser drückte, starb 2010, Lawrence Ferlinghetti, der den Buchladen 1953 eröffnete, verließ die Welt 2021 mit 101 Jahren. Und Nick Waterhouse, der früher hier um die Ecke wohnte, hat nun die Stadt verlassen, in der er seit Studentenzeiten lebte, und ist nach Frankreich gezogen. So gesehen ist „The Fooler“ eine Art Abschiedsbrief, der letzte Gang durch sein San Francisco, das aus den eigenen Erinnerungen, alten R&B- und Soul-Singles und Büchern besteht.

Die Lyrics erzählen von Versuchung und Täuschung, Vergessen und Nichtvergessenkönnen. Seine Band besteht aus Schlagzeuger, Keyboarder, Kontrabassist und Gitarrist. Die Melodien und Arrangements klingen mal nach Country, mal nach Rock’n’Roll, vor allem aber nach Soul und R&B. Mit „Unreal, Immaterial“ endet das vorzügliche Album „The Fooler“.

Nick Waterhouse: „The Fooler“ ist auf dem Label Innovative Leisure erschienen.

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