Benjamin Lackner: Statt im Trio jetzt im Quartett

Benjamin Lackner: Statt im Trio jetzt im Quartett

Der deutsch-amerikanische Pianist Benjamin Lackner gibt sein ECM-Debüt mit einem All-Star-Quartett bestehend aus Trompeter Mathias Eick, Schlagzeugikone Manu Katché und Bassist Jérôme Regard. Mathias und Manu können auf eine lange Zusammenarbeit mit ECM zurückblicken, und ihre jeweils unverwechselbare instrumentale Handschrift auch in dieser Band bestens einbringen. Lackner ist bislang vor allem im Trio in Erscheinung getreten. Nun setzt er einen neuen starken Akzent auf dem Album „Last Decade“ mit einem hochkarätig besetzten Quartett.

Zu hören gibt es acht Stücke von Benjamin Lackner, eines von Jérôme Regard. Die Partnerschaft zwischen dem Bassisten und dem Leader reicht bis ins Jahr 2006 zurück, als Jérôme zu Lackners Trio stieß, das bis heute aktiv ist. Zwei Jahrzehnte enger Zusammenarbeit haben sie zu vertrauten Kollegen geformt. Die mühelose Musikalität von Mathias Eick und Manu Katché verstärkt das fließende Zusammenspiel des Quartetts. Der 1976 in Berlin geborene deutsch-amerikanische Pianist Benny Lackner lebte seit seinem 13. Lebensjahr in Kalifornien und New York und führte viele Jahre lang ein Leben auf zwei Kontinenten, bis er 2008 endgültig nach Berlin zog.

Lackners Kompositionen auf „Last Decade“ sind auffallend lyrisch angelegt, die seinen Kollegen viele Möglichkeiten eröffnen. Zwischen den Musikern entstehen so subtile Grooves und fließende Soli. „Wir haben früh beschlossen, dass dies eine akustische Platte werden würde, was es mir leichter machte, mich auf eine Richtung zu konzentrieren, und es mir ermöglichte, das Klavier auf intimere Weise neu zu entdecken“, erklärt Lackner. „Ich habe daran gearbeitet, Grooves zu finden, die es mir erlauben, Melodien auf eine offenere Art zu konzipieren. Mit einem Bläser in der Band musste ich mir andere Harmoniestimmen auf dem Klavier ausdenken, als ich es gewohnt bin, und die Trompete als Hauptstimme betrachten, was auch für mich Neuland ist, da ich meistens in Solo- oder Triobesetzung spiele. Es war eine inspirierende Abwechslung, mit Mathias im Hinterkopf zu schreiben, denn seine Phrasierung passt perfekt zu der Art, wie ich melodisches Material höre.“

Bemerkenswert ist, dass das Zusammenspiel der Gruppe in den Mittelpunkt rückt, nicht die Soli. Bei „Camino Cielo“, benannt nach dem Gebirge in Kalifornien, in das Benjamin Lackners Vorfahren in den 1930er Jahren aus Deutschland ausgewandert sind, fügt sich der Bass auf besonders geschmeidige Weise in das Bandgeschehen ein. Bei „Hung Up On That Ghost“, dem Titelstück, „Remember This“ oder „Open Minds Lost“ geht es nie nur um den Einzelnen, sondern um die Summe der Teile. In diesem Fall die Summe von vier Musikern, die mit viel Präzision, Achtsamkeit füreinander und der Anleitung des Produzenten über sorgfältig ausgearbeitete Entwürfe improvisieren.
Der Abschluss mit „My People“, ursprünglich als strenger 11/4-Takt gedacht, wurde im Studio zu einem lockeren Rubato-Kopf mit einem jamfreundlichen Mittelteil umgestaltet.  Es unterstreicht die Idee, dass „Last Decade“ auf den Stärken jedes einzelnen Mitglieds  aufbaut. Das Album wurde im September 2021 in den Studios La Buissonne, Pernes-Les-Fontaines, aufgenommen und von Manfred Eicher produziert. Benjamin Lackner und sein Quartett werden die Musik von „Last Decade“ demnächst in ganz Europa live vorstellen.

Benjamin Lackner: „Last Decade“ ist auf  dem Label ECM erschienen.