Würdiges Tribute-Album für den unvergessenen Dr. John

Würdiges Tribute-Album für den unvergessenen Dr. John

Nach zwei Alben mit seiner Band Square One widmet sich Matthis Pascaud mit seinem dritten Werk gemeinsam mit dem britischen Jazzsänger Hugh Coltman der 2019 verstorbenen Musikerlegende Dr. John aus New Orleans. Zusammen erforschen sie die Werke der frühen Sixties-Periode des legendären Pianisten und Sängers aus Louisiana. Und so entstand ein Tribute-Album mit genialen Aufnahmen von John Rebennack aka Dr. John, dargeboten von Matthis Pascaud & Hugh Coltman. Für diejenigen, die den inzwischen verstorbenen Dr. John nicht kennen, ein kleiner Rückblick. Er wurde einer der ersten weißen Musiker, der regelmäßig bei R&B-Sessions in New Orleans spielte und als fester Studiomusiker bei den legendären Ace Records arbeitete. Seine ersten Aufnahmen spielte er zusammen mit Huey ›Piano‹ Smith und Frankie Ford ein. Bis 1962 war er in New Orleans, dann in Los Angeles in verschiedenen Bands aktiv und an vielen Produktionen anderer Musiker wie Frank Zappa, den Rolling Stones, Phil Spector, Sam Cooke, Aretha Franklin, Canned Heat oder Sonny and Cher beteiligt.
Nebenbei konnte der Ausnahme-Musiker auch auf eine über 40 Jahre währende Solo-Karriere mit mehr als 30 Alben zurückblicken. Seine Mixtur aus Voodoo-Zitaten, Blues, Jazz, Boogie und Zydeco bleibt einzigartig.

Song-Material gab es also zuhauf von Dr. John. Und so konnten Pascaud & Coltman aus dem Vollen schöpfen. Die Idee zu einer Dr. John-Platte wurde geboren und schließlich realisiert. Einer der ersten Songs, die sie aussuchten war Cha Dooky Doo. Ein Art Neville-Original von 1956, das Hugh in einer Version auf dem 1973er Album Triumvirate von Dr. John, Mike Bloomfield und John Hammond gehört hatte. Das dort gespielte Riff ist ein hypnotisches Beispiel für den funky New Orleans-Groove der 1970er.

In New Orleans, dieser mystischen Stadt, war Dr. John als Voodoo-High-Priest und Grand Zombie, bekannt. Huey Smith, Allen Toussaint, Professor Longhair waren weitere Ikonen jener Zeit. Matthis Pascaud und Hugh Coltman hatten all diese herrlichen Songs im Kopf, die diese Zeit prägten und so wandten sie sich zunächst den Alben „Babylon“ und „Gris-Gris“ von Dr. John zu, den Grundsteinen der Legende, die zu Dr. John, The Night Tripper werden sollte.

Für den jungen Gitarristen Matthis Pascaud war eine Leidenschaft geweckt. Hugh Coltman, Frontmann der britischen Blues-Kultband The Hoax aus den 90er Jahren, entdeckte den guten Doktor zum ersten Mal durch Paul Wellers Bearbeitung von „I Walk On Gilded Splinters“ aus dem Jahr 1995. Doch erst als er die Originalversion des Gris-Gris-Albums entdeckte, geriet er richtig in Verzückung. Und so kam ein Song zum anderen in dieser Dr.John-Hommage mit dem Titel „Night Trippin’“.

Am Ende kann man mit recht sagen: „Night Trippin'“ ist ein betörender, und würdiger Hörgenuss. Zunächst klingt das Werk wie eine Rockplatte, ungeschliffen und roh. Dann tauchen mit Delta-Slide-Gitarren traumhaften Sequenzen auf, die an Jimi Hendrix erinnern, kraftvolle Anklänge an PJ Harvey oder die Kills und den Sounds von weiten Ebenen eines Ry Cooder. Stark!

Matthis Pascaud & Hugh Coltman: „Night Trippin’“ ist auf dem Label Sony Masterworks erschienen.

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