Reise zwischen verschiedenen Welten und Kulturen

Reise zwischen verschiedenen Welten und Kulturen

Anne Paceo bringt volle Frauenpower nicht nur in Konzertsälen, sondern auch auf ihren Alben zu Gehör. Die Schlagzeugerin, die regelmmäßig als Bandleaderin auf die Bühne tritt, wirft mit ihren wilden Rhythmen so manches Klischee über den Haufen. Den Beweis liefert sie auch auf ihrem aktuellen Album. Paceo beeindruckt durch ihr musikalisches Gespür, ihr präzises Spiel und ihre freimütigen Kompositionen. Mit S.H.A.M.A.N.E.S. begibt sich die Französin, die zunächst als Funksouljazz-Schlagzeugerin von sich reden machte, auf eine mal introspektive, mal extrovertierte, immer aber von höchsten Ansprüchen beseelte Reise durch das innere Selbst, die ihre musikalische Entsprechung in einem Spektrum findet, das von Exorzismuspraktiken aus Bali über Voodoo-Zeremonien aus Haiti und Weissagungslieder aus Sibirien hin zu Besitzritualen der brasilianischen Candombe reicht.

Geprägt durch schamanische Gesangspraktiken, nimmt die an der Elfenbeinküste aufgewachsene Künstlerin die Rolle der Vermittlerin zwischen den Welten der Menschen und der Geister ein. „Ich wusste ganz genau, was ich wollte“, gibt die 38-Jährige in Bezug auf ihr siebtes Album zu Protokoll. Nämlich Hals über Kopf eintauchen in die vokalen und perkussiven Möglichkeiten ihrer Musik, wobei das eine nicht immer trennscharf vom anderen auseinanderzuhalten ist. Etwa beim Opener „Wide Awake“, der mit seinem geloopten Vokalgrund den Rhythmus vorgibt, bevor sich ein Midtempo-Stampfbeat dazugesellt..

Im Grunde kann man Paceo und ihrer aus Isabel Sörling und Marion Rampal (voc), Christophe Panzani (sax, cl), Tony Paeleman (keyb) und Benjamin Flament (metallophone) bestehenden Band dabei zuhören, wie der Song Schicht um Schicht aufgebaut wird – ein Charakteristikum, das sich durch das ganze Album zieht. „Reste un oiseau“ überzeugt mit seiner beschwörender Stille. Das hypnotische „Piel“ setzt auf Mehrstimmigkeit, während sich zu Beginn von „Wishes“ ein präpariertes Klavier in Endlosschleifen ergeht. Das energetisch-vorwärtstreibende „L’aube“ wirkt danach richtiggehend befreiend. „Travellers“ gefällt mit seinem fesselnden Beat.

Die in der Elfenbeinküste aufgewachsene Paceo begann früh mit dem Schlagzeugspielen und begleitet seit dem 19. Lebensjahr renommierte Künstler wie Archie Shepp, Henri Texier, Rhoda Scott, Christian Escoudé oder Sandra Nkaké auf internationalen Bühnen. Nach einem Studium am Pariser Conservatoire de Paris bei u. a. Riccardo del Fra und Glenn Ferris folgte 2008 ihr Debütalbum „Triphase“ im gleichnamigen Trio.

Die Jazzdrummerin und Songwriterin Anne Paceo wirft auf ihrem neuen Album einen globalen Blick auf die Ritualwelt zwischen Schamanismus und Voodoo: Tribaldrums, meditativer Satzgesang, zirkulierende Songstrukturen, afrikanische Trommeln, all das eröffnet Einblicke in ein Universum, das vielen von uns völlig unbekannt ist, wobei sie es schafft, den Zuhörer eindrucksvoll über 12 Songs mit auf eine einzigartig spirituelle und zugleich multilinguale Reise zwischen verschiedenen Welten und Kulturen mitzunehmen.

Anne Paceo: S.H.A.M.A.N.E.S. ist auf dem Label L’Autre Distribution/Broken Silence erschienen.

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