Oded Tzur: Mikrotonalität, indische Ragas und Jazz
Oded Tzur: Mikrotonalität, indische Ragas und Jazz
Der israelische Saxofonist Oded Tzur gilt als großer Geschichtenerzähler, der seine geheimnisumwitterten Plots aus der Stille, aus der fast meditativen Ruhe heraus fortspinnt. Seine Stücke beginnen oft knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze und entwickeln dann eine Intensität, die einen nicht mehr loslässt. Jetzt hat der 38jährige Klangpoet und Wahl-New Yorker sein akutuelles Album „Isabela“ veröffentlicht. In Oded Tzurs Welt verschmelzen Texturen, Einflüsse und Kulturen. Von üblichen Klangvorstellungen muss sich sein Publikum lösen. Tzurs Saxofon wird kaum mehr als solches wahrgenommen, wenn er mit berührender Zartheit intoniert. „Würde man ihn hinter einen Vorhang stellen, ließe sich kaum erahnen, welches Instrument er spielt”, hat sein einstiger Lehrer, der indische Flöten-Virtuose Hariprasad Chaurasia über seinen einstigen Schützling gesagt. Der Inder ist Jazz-Fans spätestens seit der wegweisenden Fusion-Band Shakti und seinen Ost-West-Grenzgängen mit Jan Garbarek bekannt.
Genauso wenig kann definiert werden, was das eigentlich für Musik ist, die Tzur da spielt. Das ist sehr spannend. Er nutzt Mikrotonalität, indische Ragas, Jazz, klassische Einflüsse und die Musik der Synagogen und verbindet alles zu etwas ganz Besonderem, etwas Einzigartigem. Seine Begleiter auf dem neuen Album sind: Nitai Hershkovits (Piano), Petros Klampanis (Bass) und Johnathan Blake (Drums).
Der indische Raga ist sein Lieblingsthema. Oded Tzur glaubt, dass es unterschwellige Verbindungen zwischen Musikkulturen gibt, die eigentlich so gut wie nichts voneinander wussten. Diesen Gemeinsamkeiten nachzuspüren ist seine Mission.
Kunst müsse universal von den Erfahrungen eines Menschen in der Welt sprechen, findet Oded Tzur. Der gebürtige Israeli besitzt einen einzigartigen Sound: Schleiftöne, Mikrotöne und lange ausgehaltene Klänge sind typische Merkmale seines Spiels. Über Jahre entwickelte der Jazzmusiker eine Technik, die es ihm erlaubte, klassische indische Musik auf dem Saxofon zu spielen. Heute überführt er diese Erfahrung in seine eigene Musik wie sein aktuelles Album beispielhaft verdeutlicht. Die Aufnahme wurde im Oktober 2021 im Auditorio Stelio Molo in Lugano festgehalten und von Manfred Eicher produziert.
Oded Tzur: „Isabela“ ist auf dem Label ECM erschienen.