Rock in der Scheune: Neil Young & Crazy Horse

Rock in der Scheune: Neil Young & Crazy Horse

Wie schon auf dem Album „Colorado“ (2019) heißt Neil Youngs Begleitband auch diesmal wieder Crazy Horse. Eine Scheune in den Rocky Mountains ist die Spielwiese der alten Recken, eine Band, die ihn seit Jahrzehnten begleitet, und nun zum Gelingen des 41. Studioalbum von Neil Young beiträgt. „Barn“, also Scheune, heißt das neue Werk. Das marode Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ließ Young dafür extra wieder aufbauen. Und so bleibt Young auch im fortgeschrittenen Rock’n’Roll-Alter mit 76 Jahren überaus produktiv und beschenkt seine Fans mit einem wirklich beachtlichen Alterswerk. Vielleicht knüpft dieses Album nicht an die überragenden Meisterwerke wie „After The Goldrush“, „Harvest“, „Tonight‘s The Night“ und „Rust Never Sleeps“ an. Dennoch gehört es zu den sehr guten Alben des Meisters. Gemeinsam mit Schlagzeuger Ralph Molina (78), Bassist Billy Talbot (78) und Multi-Instrumentalist Nils Lofgren (70) nahm Young die zehn Songs auf. Die Stücke zeigen Youngs Vorlieben. Folk, Country und Rock gehen einmal mehr eine Allianz ein.

Neil Young geriert sich mal wieder als Weltenretter, spielt den Wüterich, den Romantiker und den Nostalgiker. „Barn“ klingt exakt so, wie man sich ein in einer Scheune aufgenommenes Neil Young & Crazy Horse-Album vorstellt. Da scheppert und rumpelt es einerseits gewaltig, und andererseits legen Young, Lofgren, Talbot und Molina wert auf Sehnsuchts-Melodien. Der mehr als acht Minuten dauernde Blues „Welcome Back“ gehört genauso ins Repertoire wie das angriffslustige, laute und von schneidenden Gitarren dominierte und anklagende „Human Race“.

„Song Of The Seasons“ mit Nils Lofgren am Akkordeon fungiert da noch eher als akustische Aufwärmübung. Das Sentimentale gehört ebenso zu Youngs Stil wie Kitsch, Verschrobenheit, Romantik, Starrsinnigkeit, gepaart mit viel Gerechtigkeitssinn und Nostalgie. „Heading West“ lässt Erinnerungen aufleben. Laute, zerrende E-Gitarren halten die Einzelteile zusammen, auch wenn die „good old days“ verblassen.

Im Song „Canerican“ (ein Mischwort aus Canadian und American) schildert Young die Zerrissenheit zwischen seinem Herkunftsland Kanada und der Wahlheimat USA.„Shape Of You“ und „Tumblin’ Thru The Years“ klingen dank Lofgrens launigem Saloon-Piano wie ein Relikt aus „Tonight’s The Night“-Zeiten.

„Barn“ kommt als CD und als LP und wie frühere Neil-Young-Veröffentlichungen als limitiertes Box-Set mit CD, LP und Blu-ray. Die Blu-ray enthält einen Film der Band bei der Live-Performance der Songs unter der Regie von Youngs Ehefrau Daryl Hannah. Zudem gibt es eine Limited Indie Edition mit dem Album auf LP und sechs Behind-The-Scenes-Fotos. An „Barn“ ist irgendwie alles echt und folglich auch sehr gelungen. Hut ab!

Neil Young & Crazy Horse: „Barn“ ist bei Reprise Records/Warner Music erschienen.

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