Wheels: Zwei starke Virtuosen an zwei Flügeln
Wheels: Zwei starke Virtuosen an zwei Flügeln
Neues Album des bereits 75-jährigen Jazz-Virtuosen, Sängers, Pianisten und Komponisten Ray Lema zusammen mit dem französischen Ausnahmepianisten Laurent De Wilde. „Wheels“ erscheint vier Jahre nach dem gefeierten Duo-Meisterwerk „Riddles“ und bewegt sich kompositorisch im zeitgenössischen Piano-Jazz-Bereich. Raymond Lema wurde 1946 im noch kolonialen Belgisch-Kongo geboren, dessen Befreiung er als 14-Jähriger erlebte. Schon als Kind von außergewöhnlich musikalischem Talent, spielt der Musiker, Komponist, Arrangeur und Produzent Tasteninstrumente, Gitarre und Schlagzeug, war zunächst in Kinshasas Clubmusikszene (u. a. Papa Wemba) aktiv. Seine Diskografie umfasst bis heute über 20 Alben. Seit 1982 lebt Lema in Paris, hatte große Erfolge als „World Music“-Künstler seit den 80er Jahren und arbeitete mit zahlreichen internationalen Größen wie Stewart Copeland, Joachim Kühn oder Archie Shepp zusammen.
Der französische Pianist Laurent de Wilde ist für seine Zusammenarbeit mit dem US-Trompeter Eddie Henderson bekannt wie auch für seine viel beachteten Coverversionen von Thelonious Monk. Auf dem aktuellen Werk „Wheels“ der beiden verschmelzen sie gekonnt Jazz, Klassik und afrikanische Klänge miteinander. Mit Ausnahmen von zwei Stücken – „Chains“ und „I Miss You Dad“ – die beide aus der Feder von de Wilde stammen, sind alle Kompositionen eine Gemeinschaftsarbeit der beiden Musiker.
Aufgenommen wurde das Album an zwei Steinway Flügeln, die im Abstand von mehr als einhundert Jahren gebaut wurden und denen unter Kennern der Ruf vorauseilt, sie hätten eine Seele. Mit äußerst ausgefeilter Klaviertechnik und großer Spielfreude setzt das Duo seine Ideen in acht musikalische Geschichten um. Die wunderschönen Melodien mit wirkungsvollen Tempo-Wechseln nehmen uns mit auf eine spannende musikalische Reise durch verschiedene Kulturkreise.
Das Titelstück „Wheels“ beginnt mit lyrischen Pianoklängen, entfaltet dann ein sehr schnelles Tempo, bevor es in ruhigeren Gefilden ausklingt. Bei „Human Come First“ greift de Wilde mit der rechten Hand in die Tasten, während er mit der linken Hand effektvoll an den Saitenenden zupft. Das Stück „Abyssinight“ baut auf äthiopischen rhythmischen Mustern auf. „Lubalue“ entführt uns in Lemas Heimat, den Kongo, während der Titel „Chains“ mit einem leichten Augenzwinkern dem Blues huldigt. Das fröhliche „Poulet Biyclette“ kommt mit karibischen Klängen daher. Einzig und allein beim abschließenden „Saka Salsa“ tanzen die beiden Musiker ein wenig aus der Reihe. Eine sehr empfehlenswerte Scheibe!
Ray Lema/Laurent de Wilde: „Wheels“ ist auf dem Label Gazebo/Broken Silence erschienen.