Minichmayr singt Sonette von Shakespeare

Minichmayr singt Sonette von Shakespeare

Auch mehr als 400 Jahre später haben Shakespeares Sonette nichts von ihrer Magie verloren. Diese Faszination brachte die Schauspielerin Birgit Minichmayr und den Pianisten und Komponisten Bernd Lhotzky zusammen, um gemeinsam neun der insgesamt 154 Sonette in Töne zu gießen, sie zu kommentieren und gar auf eine neue Deutungsebene zu heben. Auf „As An Unperfect Actor“ erhalten sie dabei Unterstützung von Quadro Nuevo, dem abenteuerlustigen Ensemble um den Saxofonisten Mulo Francel.

Für Birgit Minichmayr ist das Projekt ein Debüt, erstmals legt die Schauspielerin ein vollständiges Album als Sängerin vor. Filme wie „Alle Anderen“, für den sie den Preis der Deutschen Filmkritik als beste Darstellerin erhielt, Matthias Glasners „Gnade“  oder „3 Tage in Quiberon“  von Emily Atef haben sie auf der Leinwand bekannt gemacht.

Als Sängerin betritt sie Neuland, doch bei Shakespeare ist Minichmayr ganz zu Hause und bei sich: Als Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters hat sie immer wieder die erschütternd dramatischen Lebenswege der Figuren des Dramatikers durchlebt, vor allem die dämonische Wut der Lady Macbeth, die Traurigkeit der Ophelia und sogar die unbequemen Wahrheiten des Narren in König Lear. Und keine Frage, Minichmayrs Musikalität besticht. Mit bittersüßer Stimme wirkt sie ergreifend und von großer Eindringlichkeit. Mit natürlichem Instinkt findet sie kunstvolle Wege der Phrasierung. Dafür hat ihr Bernd Lhotzky eine breite und ungemein sinnstiftende musikalische Bühne geschaffen, auf der sie sich ausbreiten kann.

Schon im Eröffnungsstück wird dies eindrucksvoll deutlich: Bei „My Mistress’ Eyes“ macht Minichmayr klar, wer hier die Führung durch die wundersame Welt der Sonette übernimmt, und sprichwörtlich die Hosen anhat, denn zu Shakespeare Zeiten, durften noch keine Frauen auf die Bühne. Lhotzky kommentiert dies mit einem bissigen, der Männerdomäne zuzuordnendem Tango, der aber hier eben furchtlos von einer Frau gesungen wird. Im Laufe des Albums wird der Hörer dann auf magische Weise an neue musikalische und emotionale Orte transportiert. Ein Bad der Gefühle, wie Minichmayr sagt. „Durch das Singen war ich in der Lage, tiefe Liebe zu finden, oder tiefe Traurigkeit. Das hat mich sehr berührt. Wir sind direkt in der elegischen Welt von „Sin Of Self-Love“ oder im Weltschmerz von „Tired With All These“ und landen in der Dur-Zufriedenheit von „Mine Eye Hath Played The Painter“.

Lhotzky erweist sich dabei als äußerst facettenreicher Tonsetzer. Man kennt ihn vor allem von den „Echoes of Swing“, aber seine Bandbreite bei „As An Unperfect Actor“ ist weitaus größer. Es sind die Leichtigkeit und Geradlinigkeit in Lhotzkys Melodien, die den Hörer ganz unmittelbar berühren. Mit Quadro Nuevo hat Lhotzky ideale Partner gefunden, seine musikalischen Ideen umzusetzen. Besondere Beachtung verdient der junge Philipp Schiepek. Lhotzky: „Er ist ein phänomenaler Gitarrist. Mit seiner akustischen Gitarre bringt er uns zurück zu den Ursprüngen, zu John Dowlands Liedern mit Laute.“

Auf „As An Unperfect Actor“ haben sich Bernd Lhotzkys kaleidoskopische musikalische Vision und Birgit Minichmayrs Gespür für Stimmungen bestens vereint. Eigenwillig schön und fundiert klingt das alles wenn Birgit Minichmayr jazzig arrangierte Shakespeare-Sonette singt. Die Schauspielerin Birgit Minichmayr macht auch als Sängerin eine wirklich gute Figur.

Birgit Minichmayr: „As an unperfect Actor – Nine Shakespeare Sonnets“ ist bei ACT Music erschienen.

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