Orgel-Königin Rhoda Scott zieht wieder alle Register
Orgel-Königin Rhoda Scott zieht wieder alle Register
Meist sind es Evergreens und dann der Blues in fast allen Schattierungen: „Caravan“, „Come Sunday“, „In A Sentimental Mood“, „Honeysuckle Rose“ und das Spiritual „Let My People Go“ gibt es auf dem aktuellen Album „Movin‘ Blues“ von Rhoda Scott zu hören. Wenig Neues also und doch fesselt dieses Repertoire. Denn es ist nicht so wichtig was die alte Dame spielt, sondern wie sie es tut. Und das tut sie auf ihre unnachahmliche Art. Und zwar sehr, sehr gut! Fest steht: Sieist ein absoluter Star auf ihrem Instrument.
Rhoda Scott (81) ist mal wieder in ihrem Element. Wie stets sitzt sie barfuß an der Orgel, an ihrer Seite diesmal ein Drummer und sonst niemand. Seit sie Jazz spielt, liebt sie dieses Doppel: Die Orgel mit all ihren Registern – und ein Schlagzeuger, der für die rhythmischen Akzente sorgt. Mehr als 50 Alben hat sie aufgenommen, manche wurden Bestseller, andere sind längst vergessen. Immer wieder nahm die Organistin Anlauf, mehr Frauen auf die Bühnen zu kriegen. Höhepunkt war das rein weibliche Sextett „We Free Queens“, mit dem sie an vielen Jazzfestivals teilnahm.
Für das aktuelle Werk „Movin‘ Blues“ hat Scott sich jetzt den jungen französischen Drummer Thomas Derouineau ins Studio geholt. Sie liebt die Chance zum Austausch mit einer ganz neuen Generation von Musikern und deren Vorstellung von Swing und Groove: „Wir inspirieren uns gegenseitig“, verriet Scott kürzlich. „Deshalb kann ich auch aus vollem Herzen sagen: „Mein Golden Age ist jetzt!“ Dass die Orgel durch sie atme, sagt Scott gern – wer den Album-Titel „Let My People Go“ hört, versteht, was sie meint.
Rhoda Scott wurde 1938 in Doroth (New Jersey) geboren und hat bereits im Alter von sieben Jahren in der Kirche ihres Vaters das Orgel-Spielen erlernt. Durch ihr unglaubliches Talent war sie gleichzeitig in mehreren Jugend- und Gospelchören aktiv und leitete bereits im Alter von 14 Jahren ihren ersten eigenen Chor. Nach dem erfolgreichen Masterabschluss an der Manhattan School of Music wurde sie durch Zufall bei einem Konzert von Count Basie entdeckt. Er empfahl ihr, nach Frankreich zu gehen. Dort gelang ihr 1969 mit dem Album „Take A Ladder“ der Durchbruch. Bis heute lebt die groovende „barefoot queen of the B3“ in Frankreich. Inzwischen ist sie weltweit berühmt und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken: Sie spielte mit Künstlern wie Ray Charles, George Benson, Count Basie und Ella Fitzgerald.
Fazit: Ihr aktuelles Album sprüht vor Energie und Scott spielt äußerst agil. Es macht viel Spaß dieser großen Musikerin zuzuhören.
Rhoda Scott: „Movin‘ Blues“ ist auf dem Label Sunset/Broken Silence erschienen.