Eric Clapton wird 75: Das Leben eines Gitarrengotts

Eric Clapton wird 75: Das Leben eines Gitarrengotts

Eric Clapton gilt als einer der bedeutendsten Gitarristen und prägte die Entwicklung des Bluesrock seit den 1960er Jahren wesentlich. Am heutigen 30. März 2020 feiert er seinen 75. Geburtstag. Im Laufe der Jahrzehnte und als Mitglied bedeutender Bands steigt Clapton zum Gitarrenhelden auf. Auf The Roosters folgen schnell die Yardbirds, John Mayalls Bluesbreakers, die Supergroup Cream, The Dirty Mac, Blind Faith, später dann Derek And The Dominos. Das Prinzip der chaotischen Unbeständigkeit pflegt Eric Clapton auch bei Frauen. Die begehrte Pattie Boyd, die er George Harrison ausspannte, heiratete er zwar. Das hielt ihn aber nicht davon ab, während ihrer Ehe Kinder mit anderen Frauen zu zeugen. Das Model Carla Bruni gehörte ebenso zu seinen Groupies wie Sheryl Crow oder Melia McEnery, mit der er heute verheiratet ist.

Drogen, Schicksalsschläge und musikalische Erfolge: Eric Claptons Leben hatte viele Höhen und Tiefen. Die Dokumentation „Life in 12 Bars“ zeichnet das pralle Leben der Gitarren-Legende nach und zeigt, wie er den Kampf gegen die eigenen Dämonen letztlich doch gewann. Clapton ist der einzige Künstler, dem es gelang, gleich drei Mal in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen zu werden – mit den Yardbirds, mit Cream und für seine Solokarriere. Er gewann 17 Grammys, davon allein sechs im Zusammenhang mit dem bis heute erfolgreichsten Album der Reihe MTV Unplugged.

Als Eric Clapton am 30. März 1945 geboren wird im englischen Nest Ripley (Surrey), ist seine Mutter gerade 16 Jahre alt und sein Vater, ein kanadischer Soldat, schon längst wieder weg. Im tristen, düsteren, deprimierenden Nachkriegsengland ziehen ihn die Großeltern auf, seine Mutter, als große Schwester ausgegeben, sieht er nur selten. Nachdem der Schwindel auffliegt, bleibt ein mürrischer, schüchterner Junge mit Hang zum Selbsthass zurück. Mit 13 kauft ihm Oma Rose die erste Gitarre, ein deutsches Hoyer-Modell. 17-jährig spielt er Rock’n’Roll mit seiner ersten Band The Roosters. Danach wandte er sich den Wurzeln des Rock’n’Roll zu: dem puren, schwarzen Blues.

In seiner jüngst erschienenen Eric Clapton-Biograpfie „Eric Clapton – Ein Leben für den Blues“ zeigt Peter Kemper unter anderem auf, wie der junge weiße Musiker aus England sich ein Leben lang auf den „King of Delta Blues“, Robert Johnson, bezogen hat. Claptons ganze Karriere versteht Kemper als Suche nach dem Geist von Robert Johnson. Dessen Album „King of the Delta Blues Singers“ habe Clapton berührt und inspiriert und Johnson wurde zur Identifikationsfigur für ihn, sagt Kemper. Selbst in den Jahren seiner Alkohol- und Drogensucht habe Clapton einmal mit Bezug auf den so früh verstorbenen Johnson gesagt: „Ein paar gute Jahre wie Robert und dann ab.“

Zwei Konstanten nimmt Kemper in dem Buch dabei immer wieder in den Blick, nämlich Claptons Blues-Auffassung in Verbindung mit seinem Verständnis von „Blackness“ (wie konnte es etwa zu seinen Entgleisungen in Birmingham gegen Schwarze kommen?) und seine lebenslange Verehrung des Blues-Mythos Robert Johnson (1911–1938), dem vielleicht einzigen sicheren Bezugspunkt in seinem Leben. Kempers Urteil: Clapton habe ein konservatives Blues-Verständnis und ein schiefes Amerika-Bild, die zu seiner zweifelhaften Haltung führten, die zwar schwarze Musiker verehrt, schwarze Nicht-Musiker aber mehrheitlich ablehnt.

Eric Clapton, das von der Mutter verstoßene Kind, das sich in den Blues flüchtet, der verschmähte Liebhaber und der verzweifelte Vater, der seinen vierjährigen Sohn durch einen tragischen Unfall verliert flüchtet in Drogen und Alkohol. Was Anfang der 1970er-Jahre folgt, sind Krisen und Katastrophen, Affären und Drogensucht (erst Heroin, dann Alkohol), Selbstzweifel und Versagensängste, ein Selbstmord auf Raten und zwischendurch immer wieder meist schmerzlich abgerungene Songs. Clapton beschreibt seine Situation so:„I managed to come off heroin, but I just went from one addiction to another.“ Vom Heroin zur Alkohol-Sucht, sozusagen vom Regen in die Traufe sei er gekommen, reflektiert Clapton.

Doch am Ende hat Eric Clapton es allen gezeigt – auch sich selbst, in der Musik, wie auch im Privatleben. Ein Mann, der den Kampf gegen seine Dämonen schließlich doch noch gewonnen hat. Oder wie es sein langjähriger Freund B.B. King es ausdrückt: „I have never met a better man, a more gracious man than my friend – I like to call him my friend: Eric Clapton.“ Eigentlich wollte Clapton in diesem Jahr für drei Konzerte nach Deutschland kommen, wegen der Pandemie hat er die Auftritte ins nächste Jahr verlegt.

Zum Buchautor: Peter Kemper (geb. 1950) studierte Philosophie, Germanistik und Sozialwissenschaften in Marburg; 1979 Promotion, wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter; ab 1986 Leitung des „Abendstudios“, ab 1998 verantwortlicher Redakteur des Neuen Funkkollegs und von 2003 bis 2015 Redakteur der Sendung „Doppel-Kopf“ im Hessischen Rundfunk, Frankfurt; von 1981 bis 2015 einer der Programmverantwortlichen für das Deutsche Jazzfestival, Frankfurt; seit 1981 regelmäßige Mitarbeit im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ als Musikkritiker für Rock, Pop und Jazz; zahlreiche Veröffentlichungen zu Themen der Popularmusik, Alltags- und Jugendkultur in Zeitungen, Zeitschriften, Sammelbänden und Monographien.

Peter Kemper: „Eric Clapton – Ein Leben für den Blues“, 260 Seiten mit teils farbigen Abb., Reclam-Verlag, 24 Euro. Erscheint auch als E-Book.

Header-Foto: www.unsplash.com

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