Der obercoole Iggy Pop mit seinem neuen Solowerk

Der obercoole Iggy Pop mit seinem neuen Solowerk

Für manche ist Iggy Pop das Coolste, was der Rock’n’Roll je gebar. Mit dem Album „Free“ veröffentlicht Pop jetzt die erste Platte seit 2016. Ein paar gute Rocknummern – mit allerdings nicht sonderlich krachender Gitarre – gibt es auf „Free“, dem programmatisch überschriebenen 18. Soloalbum des inzwischen 72-Jährigen zwar auch. Mehrheitlich sind es jedoch vor allem Ambientsounds mit einer hallig-atmosphärischen Räumlichkeit des Klangs die dominieren. Als Produzenten hat Iggy Pop den Jazztrompeter Leron Thomas engagiert, der zusammen mit der als Noveller firmierenden Gitarristin Sarah Lipstate das Klangbild wesentlich prägt. Für das Gros der zehn Titel mit gerade mal 35 Minuten hat Thomas die Texte geschrieben; von Pop selbst stammen nur drei. Auffällig bei „Free“ ist der unwiderstehliche Beat.

Im Titelsong spricht Iggy Pop nicht mehr als den einen Satz „I wanna be free“. Besser gesagt: Er formt die Worte, mit seiner brüchig klingenden, tiefergelegten Stimme. Es folgt eine längere instrumentale Passage mit flächenhaften Klängen vom Synthesizer, über denen Leron Thomas mit der gestopften Trompete improvisiert. Schließlich ein weiteres mal der Satz: „I wanna be free … free“. Das Album „Free“, schreibt Iggy Pop in den Linernotes, sei ihm „passiert“, und im Übrigen sei das Gefühl der Freiheit in einer noch unbedingteren Art wichtiger als Glück und Liebe.

Es folgen eine Reihe recht klassischer Songs wie „Love’s Missing“ mit seiner Crescendogitarre oder das vorab als Single veröffentlichte „James Bond“, das von einem markanten Bassriff getragen wird. Der dunkle Ambientsound von „Sonali“ erscheint wie ein Gruß an David Bowie und sein glanzvolles Abschiedswerk „Black Star“. Mit „Glow in the Dark“ in der Mitte des Albums wechselt Iggy Pop zu einer rezitierenden Form des Vortrags von ungemeiner Intensität und Faszinationskraft. Beim Song „Dirty Sanchez“ beweist er wieder seine Qualitäten als Songschreiber, die schon David Bowie erkannte, als er „China Girl“ zu einem Welthit machte. Die zweite Hälfte des Albums ist dann sehr atmosphärisch geprägt, die Songs ähneln Klangcollagen und leben überwiegend von Iggy Pops charakteristischer Stimme.

Fazit: Für manchen Fan von Iggy Pop löst dieses Album sicherlich ein Wechselbad der Gefühle aus. Neben gescheiten, sehr gelungenen Rocksongs nimmt der Jazz einen wichtigen Platz ein. Als Kontrast dazu gibt es kalte Klanglandschaften, die neue Horizonte öffnen. Eine komplizierte Melange, die durchaus ihre Reize hat. Der Übervater des Punk hat zu einer wohltuenden Alters-Grandezza gefunden.

Iggy Pop: „Free“ ist auf dem Label Caroline International/Loma Vista Recordings erschienen.

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