Musik für den Film im eigenen Kopfkino
Musik für den Film im eigenen Kopfkino
Er liefere Musik für den Film im eigenen Kopfkino, sagte Jacob Karlzon einmal in einem Interview. Und mit Blick auf sein neues Album „Open Waters“, das der schwedische Jazzpianist und Komponist jetzt rausgebracht hat, meint er: „Es freut mich, wenn die Menschen den Titel und die Wirkung meiner Musik so interpretieren. Ich will sie tatsächlich emotional aufs offene Meer ziehen, in diese Situation bringen, in der man sich entscheiden muss, in welche Richtung man schwimmen will.“
Das Album setzt vielfach auf ein intuitives Musizieren. Zusammen mit Morten Ramsbøl am Bass, Rasmus Kihlberg an den Drums und seinem langjährigen Produzenten Lars Nilsson hat Karlzon wieder im Nilento Studio in Göteborg aufgenommen – und die Dinge manchmal einfach passieren lassen. Manche nennen Jacob Karlzon gern einen Extremisten, der in einem Song mit immenser Energie sein Instrument an den Rand seiner Möglichkeiten treibt, um im nächsten Moment zarte oder gar zärtliche Töne anzustimmen.
Jacob Karlzon ist ein stilistisch und musikalisch weit gereister Mann. Er hat klassische Klavierstücke gespielt, hat mit großen Namen des Jazz wie Kenny Wheeler, Billy Cobham, Bob Berg, Jeff Ballard, Norma Winstone und Tim Hagans die Bühnen geteilt, hat sich für das Album „More“ aus dem Jahr 2012 auch mal mit seiner Metal-Sozialisation befasst, hat auf seinem Album „Now“ elektronische Elemente eingestreut. Kein Wunder, dass er sich lieber als einen ‚alternativen Musiker‘ bezeichnet und nicht als reinen Jazzer, was immer das auch sein mag. Und dennoch: Karlzon ist ein Mann des Jazz. Er spielt und jongliert mit Genres, Sounds, Elektronik, Atmosphären und Dynamik, atemberaubend und höchst virtuos, mal mit mächtiger Power, dann wieder mit fragiler Empfindsamkeit aber immer unbeirrt und mit grenzenloser Neugier.
Wer den aktuellen Stücken seines Trios lauscht, der erlebt melodiereichen Jazz in Klangfarben von zartem Pastell bis hin zu explosiven Tönen – gespielt mit technischer Raffinesse und Extravaganz sowie kammermusikalischem Einfühlungsvermögen, wie es nur einem eingespielten Team möglich ist. Der Tastenzauberer Karlzon macht vor nichts halt und lässt großformatige musikalische Bilder entstehen. Man sollte sich darauf einlassen. Es lohnt sich.
Jacob Karlzon: „Open Waters“ ist bei Warner Music erschienen.