Leyla McCalla: Roots-Musikerin par excellence
Leyla McCalla: Roots-Musikerin par excellence
Bunt wie ihre Ursprungsheimat Haiti und ihr neuer Aufenthaltsort New Orleans ist die Musik von Leyla McCalla. World-Musik im besten Sinne. Amerikanischer Folk paart sich mit Jazz. Ihre aparte Stimme und das Violoncello betonen diesen außergewöhnlichen Musikmix noch einmal ganz entscheidend. Auf ihrem neuen Album „The Capitalist Blues“ setzt sie sich mit den sozialen Ungerechtigkeiten in den USA mit elf pointierten Protestsongs auseinander. Geboren und aufgewachsen ist sie in New York, die Eltern kamen aus Haiti in die USA. Sie hat klassisches Cello studiert, ihr erstes Instrument ist inzwischen das Banjo. Mit der Folkband Carolina Chocolate Drops wurde sie mit einem Grammy preisgekrönt. Ihr erstes Solo-Album „Vari-Colored Songs“ war eine Hommage an Jazzpoet Langston Hughes. Vor zehn Jahren zog sie nach New Orleans, von dort aus erforschte sie mit mehreren Exkursionen die Musik ihrer Eltern und Großeltern auf Haiti. Für Leyla McCalla und ihre Musik lässt sich nicht so leicht eine Schublade finden. Im Grunde ist sie eine Roots-Musikerin par excellence, stilistisch zuhause zwischen Folk, Soul, Blues und afro-karibischen Traditionen.
Eine Brass Band tritt gleich im Eröffnungssong auf, in der auch der Produzent ihres Albums den Ton angibt. Jimmy Horn kommt aus New Orleans, gehört dort mit seiner Band King James and the Specialmen zu den Local Heroes. Er prägt den New Orleans Sound des Albums, unterstützt Leyla McCalla aber auch auf ihrer Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Mit Andrew Gilchrist bediente ein Soundingenieur die Studioregler, der bereits mit Prince und Ani DiFranco gearbeitet hat. Im Song „Aleppo“, in dem sie das Leid der Menschen in Syrien beklagt, symbolisieren verzerrte Rockgitarren das Inferno des Krieges.
Im Song „Heavy As Lead“ thematisiert sie das Blei in den Wasserleitungen in New Orleans und die daraus resultierende Gefahr für die Bewohner. „Lavi Vye Neg“ aktualisiert einen alten Song aus Haiti von Sänger Coupé Cloué. Es geht um Armut im Alter, die Melodie aus der haitianischen Rara-Tradition trägt Hoffnungsschimmer trotz aller Not. Neben dem New Orleans Jazz mischt McCalla ihren Sound mit Klängen aus Louisiana wie Cajun und Zydeco, auch Haiti taucht in einigen Songs wieder auf, und in „Penha“ lässt sie sich sogar vom Bossa Nova inspirieren. Stets findet sie eine gelungene Balance, die neben der politischen Aussage musikalisch auch ihre panafrikanische und pankaribische Sichtweise im Auge behält. Insgesamt ein explosives Programm, dass trotz allem Mut macht und hoffen lässt. Sehr zu empfehlen!
Leyla McCalla: „The Capitalist Blues“ ist auf dem Label Jazz Village erschienen.