Ben Sidran: Werkschau würdigt den Tausendsassa

Ben Sidran: Werkschau würdigt den Tausendsassa

Sunset Blvd Records hat kürzlich Ben Sidrans „Ben There, Done That: Ben Sidran Live Around The World (1975-2015)“ veröffentlicht. Das Box-Set enthält
27 bislang unveröffentlichte Live-Aufnahmen des Pianisten, Sängers, Produzenten, Labelmachers und Journalisten Ben Sidran, dessen Karriere gut 40 Jahre umfasst.
Dazu gibt es ein 24-seitiges Booklet mit Beiträgen der früheren NPR Produzentin Becca Pulliam und der Co-Produzenten Zev Feldman und Ben Sidran, plus ein Interview mit Sidran von Sirius XMs Mark Ruffin und Reflektionen von Janis Siegel (Manhattan Transfer) und Georgie Fame (Van Morrison). Insgesamt: eine Fundgrube für Ben Sidran-Fans.

Ben Sidran, geboren 1943 in Chicago, ist nicht nur Pianist, Organist und Singer/Songwriter, sondern auch ein profunder Buchautor, der in den frühen Sechzigerjahren künstlerisch bei den Ardells begann. Die Kollegen in dieser Band waren Steve Miller und Boz Scaggs, die beide zu Superstars in den USA wurden. Sidran hingegen zog es vor, zuerst Geschichte und Soziologie zu studieren. Zunächst in Madison, Wisconsin, später in Sussex, Großbritannien. Während seiner Zeit im Vereinigten Königreich verdingte sich Sidran auch als Sessionmusiker für Eric Clapton und die Rolling Stones. Und er war maßgeblich am von seinem alten Spezi Steve Miller in London aufgenommenen Erfolgsalbum „Brave New World“ beteiligt. Als Keyboarder und als Ko-Autor von legendären Songs wie „Space Cowbow“. Sogar Paul McCartney spielte und sang unter dem Pseudonym Paul Ramon auf zwei Songs dieses 1969 aufgenommenen Meisterwerks mit. Darunter war auch der „Celebration Song“ aus Sidrans Feder.

Anfang der Siebzigerjahre siedelte sich Sidran wieder in Madison an, wo er seither als Universitätslektor, als Musiker, TV-Moderator und als Produzent arbeitet. Er nahm eine Reihe superber Soloalben für das Label Blue Thumb auf. „Feel Your Groove“, mit dem späteren Rare-Groove-Hit „About Love“ versammelte solch unterschiedliche Größen wie Mimi Farina, Boz Scaggs, Blue Mitchell und Peter Frampton. Als Klassiker gilt auch Sidrans Opus „Puttin´ In Time On Planet Earth“, das mit dem phänomenalen „Now I Live (Now My Life Is Done)“ eine episch- philosophische Nummer enthielt, wie man sie so noch nie gehört hat.

Auch hier waren namhafte Kollegen wie Clyde Stubblefield, Steve Miller und Phil Upchurch vertreten. Später ging er zu Arista und begeisterte mit Werken wie „Doctor Is In“. Sein Faible war es stets gesellschaftspolitisch Brisantes mittels eines hochkarätigen, aber entspannten Sounds zu transportieren. Ben Sidrans kommunikative Aktivitäten im Dienste der Musik führten zum großartiges Buch „Black Talk“, in dem er die progressive Kraft und den Avantgardegeist der Afroamerikaner würdigt. Im Fernsehen wurde er mit der Sendereihe „Talkin‘ Jazz“ zum Begriff. Sidran lud Kapazitäten des Jazz, entlockte ihnen geschickt Stories, die nicht bloß ein Festhalten an Tradition, sondern ein Fortschreiten des Genres im Sinn haben.

Mit dem gemeinsam mit Van Morrison, Georgie Fame und Mose Allison aufgenommenen Mose-Allison-Tribute-Album „Tell Me Something“ reüssierte Sidran 1996. Zuletzt sorgte Sidran 2009 mit seiner eigenwilligen Dylan-Hommage „Dylan Different“ für Furore. Lieder aus unterschiedlichsten Phasen des Meisters interpretiert Sidran mit unvergleichlicher, jazziger Sanftheit in der Stimme. So deutlich hat man Dylans kryptische Texte noch nie gehört. Die jetzt vorliegende Kompilation ist uneingeschränkt zu empfehlen. Sie  würdigt einen ganz Großen im Pop- und Jazzbereich in adäquater Weise. Sollte man im Plattenregal haben!

Ben Sidran: „Ben There, Done That: Live Around The World“ (1975-2015) (3 CD-Box) ist auf dem Label Sunset Boulevard erschienen.

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