Von der Leine gelassen: Plantronics BackBeat Fit 3100

Von der Leine gelassen: Plantronics BackBeat Fit 3100

„Hey das geht ab!“ Nein, nicht nur die Musik, sondern auch das Kabel! Denn ab heute wird der innere Schweinehund von der Leine gelassen und kann sich in sein Körbchen vor der Couch zurückziehen, während wir Sport machen. Woher der Motivationsschub kommt? Leider – und in diesem Punkt bin ich recht einfach gestrickt – durch ein neues Gadget. Genauer gesagt: durch den Plantronics BackBeat Fit 3100. Der Clou daran (deshalb auch das Intro mit „Kabel ab“) – der Sportkopfhörer ist der erste In-Ear komplett ohne Kabel, den ich in den Händen halten darf. Oder muss es die Kopfhörer heißen? Denn es sind ja zwei Ohrstücke.

Doch beenden wir die hochtrabende Einleitung und kommen wir zu den Fakten. Bislang war es meist ein aufwendiger, technisch anspruchsvoller, aber meist auch mit klanglichen Einbußen einhergehender Kompromiss, zwei einzelne Ohrstücke zu haben. Denn erst seit Bluetooth 5 ist es möglich, mehrere Verbindungen herzustellen und ein sauberes Stereo-Signal von einem Sender auf zwei Empfänger aufzusplitten. Der BackBeat Fit 3100 hat den neuesten Standard verbaut – und kann entsprechend voll durchstarten, ein entsprechendes Smartphone vorausgesetzt. Natürlich funktioniert das Gerät auch mit Bluetooth 4.x Endgeräten, aber die beste Qualität gibts nur beim neuesten Standard. Wir haben mit einem iPhone 8 und einem iPhone 7 getestet.

Dass Plantronics das Thema „Unboxing“ komplett verstanden hat, habe ich in vergangenen Tests schon eindrücklich beschrieben. So auch beim BackBeat Fit 3100. Hält man das stabile Case, in dem die beiden Ohrstücke liegen, erstmal in Händen, dann fällt sofort eines auf: Alles passt nahtlos zu- und ineinander. Die Aussparungen für die Hörer passen perfekt und rasten sanft ein, wenn man sie hineindrückt. Das hat seinen Grund. Denn nur so hängen sie direkt an den Kontakten, so dass sie im Case aufgeladen werden können. Bis zu fünf Stunden Wiedergabezeit gibt Plantronics mit einer Ladung an. Der Saft im Case (der eingebaute Akku hat eine Kapazität von 740 mAh) reicht für zweimal Nachladen, macht also 15 Stunden Playtime ohne Steckdose. Ohne Nachladen soll der BackBeat Fit 3100 laut Hersteller sechs Monate auf Standby bleiben. Keine schlechten Rahmenbedingungen.

Und gleich noch ein Problem löst das Case. Denn wenn die Ohrstücke nicht mehr durch ein Kabel zusammengehalten werden, braucht es eine intelligente Lösung, um das Verlieren eines oder beider Teile zu verhindern.

Ein Thema, das mir beim Ausdauersport in der Stadt wirklich am Herzen liegt, ist der Umgebungsschall. Oder anders gesagt: Wer sich beim Überqueren von Straßen, auf dem Gehsteig oder auch im Park komplett akustisch abkapselt, der spielt zuweilen Russisch Roulette. Deshalb freut es mich besonders, dass der BackBeat Fit 3100 trotz Musikwiedergabe Geräusche aus dem unmittelbaren Umfeld durchlässt. „Always Aware“ nennt Plantronics dieses für mich unverzichtbare Feature.

Doch wie schlägt sich das stylishe Gadget nun im rauen Trainingsalltag? Zunächst einmal das Einsetzen: Die Ohrstücke haben einen flexiblen, gummi-beschichteten Bügel, mit dem man sie hinter der Ohrmuschel festklemmt. Erster Eindruck: Sitzt. Passt. Wackelt. Ein bisschen zumindest. Also schnell einschalten und Koppeln. Wie immer bei Plantronics eine Sache von wenigen Sekunden. Gleich nach dem Einschalten ist ein leises, mittleres Rauschen zu hören. Sobald die Musik einsetzt, ist es allerdings nicht mehr zu hören. Ich laufe in den Wald, drehe die Musik auf. Das Auf und ab macht den Hörern gar nichts. Sie sitzen perfekt. Die Steuerung ist zwar nicht selbsterklärend, aber nach ein paar Versuchen habe ich es drauf. Links tippen heißt lauter, zweimal tippen bedeutet leiser. Rechts fest drücken pausiert die Musikwiedergabe, erneutes Drücken startet wieder. Lange drücken schaltet die Hörer aus. Und das Beste: Über eine kostenlose App kann man diese sogenannten „Taps“ noch individuell anpassen. Und das beschränkt sich nicht nur auf reine Audiowiedergabe: Die Hörer können auch getrackte Aktivitäten pausieren oder die Stoppuhr starten.

Beim Test mit dem Bluetooth 4.2-Smartphone kommt es ab und an zu kurzen Verbindungsabbrüchen im linken Ohr. Das ist ein bisschen nervig, kam aber nur bei stärkeren Bewegungen häufiger vor. Im Fitnessstudio Beispielsweise trat das Phänomen gar nicht auf. Beim Bluetooth 5-Telefon waren die kurzen Aussetzer dagegen deutlich seltener. Im Idealfall sollten die Abbrüche natürlich gar nicht vorkommen, vielleicht schiebt Plantronics hier noch ein Firmwareupdate nach. Außerdem traten die Unterbrechungen gefühlt eher bei halbvollem oder fast leerem Akku auf. Ein Punkt noch zum Thema Nebengeräusche: So gut wie jeder Kopfhörer hat mit Wind oder einem wippenden Kabel zu kämpfen. Und auch der BackBeat Fit 3100 neigt beim schnelleren Laufen dazu, dass der Wind ein bisschen pfeift. Aber: Alle Geräusche, die durch ein Kabel verursacht werden (Reiben am Kragen, Wippen auf der Schulter…) sind hier natürlich kein Thema, was ich als deutlichen Pluspunkt werte.

Unser Fazit

Der BackBeat Fit 3100 bietet eine hervorragende Verarbeitung, eine tolle Passform und den immensen Vorteil, dass es einfach keine nervigen Kabel gibt, die sich verheddern oder verhaken können. Die Akku-Laufleistung sucht ihresgleichen – und das intelligente Ladecase, mit dem sich die Hörer wieder und wieder nachladen lassen, ist in Sachen Komfort und Autarkie eine echte Referenz. Ein kleiner Wermutstropfen sind die Verbindungsabbrüche des linken Hörers bei schnelleren oder stärkeren Bewegungen. Und: Die Tonqualität ist bei anderen Bluetooth-Hörern (auch aus dem Hause Plantronics, zum Beispiel beim BackBeat 600 Go) ein Stückchen besser, vor allem, was die Auflösung  und die Frequenzbreite angeht. Dass gerade die Bässe beim BackBeat Fit 3100 nicht ganz so krass im Vordergrund stehen, kommt meinen persönlichen Hörgewohnheiten sehr zu pass. Und ich bin – zumindest beim Sport – auch gerne bereit, hohe Flexibilität und Tragekomfort gegen ein paar Abstriche beim Sound zu tauschen.

Weitere Informationen gibt es auf der Website des Herstellers.

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