13 neue Songs vom Altmeister Richard Thompson

13 neue Songs vom Altmeister Richard Thompson

Große Inszenierungen sind nicht sein Ding. Lieber lässt Richard Thompson seine Lieder sprechen – und seine Gitarre. 1949 im Londoner Stadtteil Notting Hill geboren, wächst Thompson in einer musikalischen Familie auf. Sein Vater ist Polizist bei Scotland Yard und spielt in seiner Freizeit auf seiner Gitarre schottische Volkslieder. 1967 tritt Thompson Fairport Convention bei, die als erste britische Band altes, traditionelles Liedgut elektrifizierten und sich in den folgenden Jahren den Ruf der besten britischen Folk-Rock- Combo erarbeiten.

Thompson bleibt im weiteren Verlauf seines Lebens ein gläubiger und sehr belesener Muslim, auch wenn er 1977 mit seiner Frau die Gemeinschaft verlässt und zur Musik zurück kehrt. Als ihr sechstes gemeinsames Album „Shoot Out The Lights“ 1982 erscheint, machen sie allerdings nur noch auf der Bühne gemeinsame Sache. Nach einer US-Tour gehen sie auch musikalisch getrennte Wege. Wen er zu seinen Vorbildern zählt, das formulierte er in seinem Song „Guitar Heroes“, nennt Chuck Berry und Django Reinhardt, Les Paul und Hank Marvin – und ist sich selbst dabei ein kritischer Beobachter: „Now I’m standing on the stage and I do my stuff, I may be as good but – it’s never good enough…“. Er kann über eine gut und gerne vierzigjährige Songschreiber-Karriere zurückblicken. Er ist bis heute ein „Musician’s Musician“: Einer, der vor allem unter Kollegen geschätzt wird, beim Publikum aber eher unbekannt ist. Sein Verdienst als Gitarrist und Songschreiber ist so herausragend, dass er 2011 von der Queen mit dem „Order of the British Empire“ geadelt wurde. Anfang der 1970er Jahre startete Thompson dann eine Solo-Karriere. Seine Songs wurden unter anderen von R.E.M., Robert Plant, Emmylou Harris und David Byrne gecovert.

In mehrerer Hinsicht ist Thompson ein ausserordentlicher und einmaliger Gitarrist: Er kommt nicht vom Blues, sondern aus der keltischen Tradition, das hebt ihn von anderen seines Fachs ab. Dazu kommt sein eigener, knackiger Sound. Als einer von wenigen spielt er zweistimmige Soli. Und jedes seiner Soli ist einmalig. Thompson ist ein Virtuose mit ganz eigenem Stil: Denn er musiziert in einem Spannungsfeld zwischen England und den USA. Die amerikanischen Traditionen kennt er auswendig, aber auch die keltische Folklore. Diese Mischung kriegt man so und in dieser Qualität nur bei ihm geboten.

Jetzt ist Richard Thompson zurück mit einer brandneuen CD. Die Folk-Rock-Legende präsentierte kürzlich sein neues, mittlerweile 19. Studioalbum „13 Rivers“. Drei Jahre mussten die Fans auf den Nachfolger von „Still“ und damit auf neues Material des Londoner Gitarristen, Sängers und Komponisten warten.13 neue Songs hat Thompson dafür in Los Angeles aufgenommen, und zwar analog mit nur wenigen Overdubs. Unterstützt wurde er dabei von seinen langjährigen musikalischen Partnern Michael Jerome (Schlagzeug) und Taras Prodaniuk (Bass) sowie seinem Gitarrentechniker Bobby Eichorn, der die zweite Gitarre spielt. Die Produktion des Albums übernahm Richard Thompson höchstselbst. Nach zwei, drei Hörproben kann das Urteil nur lauten: Richard Thompson ist nach wie vor ein erstklassiger Songwriter und einer der besten Gitarristen aller Zeiten.

Richard Thompson: „13 Rivers“ ist bei Proper Records (h’art) erschienen.

Tagged under:

,