Michael Wollny: Neues vom Meister dichter Klanggemälde
Michael Wollny: Neues vom Meister dichter Klanggemälde
Der Pianist Michael Wollny gehört zu den etablierten Hoffnungsträgern der europäischen Szene. Offen für alle Stilrichtungen, keine Scheu vor Zugänglichem und vor Traditionellem – und doch auch stets bereit, sich ins Abenteuer der freien Improvisation zu stürzen. Wollny, geboren 1978 in Schweinfurt, ist vieles in einer Person: international erfolgreicher Jazz-Pianist, Musik-Erfinder, Querdenker und großer Sympathieträger. So wie er spielt keiner Klavier. Sein Markenzeichen: das Unberechenbare, die Suche nach dem bisher Ungehörten, der Mut, sich dem Moment hinzugeben. Ein Musiker, der sich immer neu erfindet. So auch auf seinen zwei neuen Alben, „Oslo“ und „Wartburg“, jeweils nach ihren Einspielungsorten benannten Trio-Aufnahmen. „Wartburg“ ist ein Live-Mitschnitt des Trios aus dem Rittersaal der berühmten Burg bei Eisenach. Hier komplettiert Emile Parisien mit seinem Sopransax das Trio. Keine Frage: Parisien bringt die Musik zusätzlich zum Leuchten.
Mit dem Album „Oslo“ wagt Wollny etwas Neues: Kann ein Jazztrio gemeinsam mit einem klassischen Orchester improvisieren? Dieser Frage geht der Tastenvirtuose nach und am Ende steht fest, ja, das funktioniert und zwar sehr gut. Denn neben den Stücken im Trio spielt er auch einiges mit den 24 Bläserinnen und Bläsern des Norwegian Wind Ensembles. Das ergibt neue Farben und Facetten. So wird „Oslo“ zu einer Jazz-Trio-CD, die mit den Farben des Blasorchesters noch interessanter wird. Vom 5. bis zum 7. September des vergangenen Jahres nahmen Michael Wollny (Piano), Christian Weber (Bass) und Eric Schaefer (Drums) in der norwegischen Hauptstadt Oslo ihr neues Album auf. ACT-Chef Siggi Loch lud zu dieser besonderen Aufnahmesession ins Osloer Rainbow Studio, an der am Schluss auch das Norwegian Wind Ensemble unter der Leitung von Geir Lysne beteiligt war.
Insgesamt 13 Songs spielte das Trio für „Oslo“ ein, teilweise mit Unterstützung der Norweger. Das Programm enthält hauptsächlich Titel von Wollny, aber auch fürs Trio arrangierte Kompositionen von Fauré, Hindemith, Debussy, des Finnen Einojuhani Rautavaara oder des Saxophonisten Heinz Sauer. Wunderschön gelingt die stimmungsvolle Ballade „Roses Are Black“, impressionistisch angehaucht ist der Track „Farbenlehre“, „Hello Dave“ ist ein eigenwilliger Funk-Exkurs und „Perpetuum Mobile“ kommt als quirlig-dramatisches Stück daher. Die drei sind bestens aufeinander eingespielt und verstehen es, ihre kreativen Ideen mit spielerischer Leichtigkeit zu dichten Klanggemälden zu verdichten.
Am Ende steht mit „The Whiteness of the Whale“ ein Song, der wie alle anderen einsteht für das Konzept des offenen Hörens, des unmittelbar aufeinander Reagierens. Improvisation ist das, die sich anhört, als wäre sie keine. Nach Veröffentlichung dieser zwei Alben dürften die Lobeshymnen auf Wollny und sein Trio eher noch zunehmen.
Michael Wollny Trio: „Oslo“ und „Wartburg – Live“ sind auf dem Label ACT erschienen.