Japanische Melodien treffen auf europäische Klangbilder

Japanische Melodien treffen auf europäische Klangbilder

Schlagzeuger werden eher selten als phantasievolle Melodiker gepriesen. Der Japaner Shinya Fukumori ist da eine Ausnahme. Und ein Ausnahmemusiker ist er obendrein. Zusammen mit Matthieu Bordenave und Walter Lang hat der in München lebende Fukumori ein außergewöhnliches Konzept entwickelt: Japanische Melodien treffen auf europäische Klangbilder und werden im Triospiel zu einem einzigartigen Konglomerat.

Shinya Fukumori, 1984 in Osaka geboren, spielte zunächst Geige, Klavier und Gitarre, bevor er sich mit 15 dem Schlagzeug zuwandte. Zwei Jahre später zog er in die USA, studierte am Brookhaven College und der University of Texas in Arlington, um seine formale musikalische Ausbildung dann am Berklee College in Boston mit Magna Cum Laude abzuschließen. Nachdem er sich eine Zeit lang intensiv dem traditionelleren Jazz gewidmet und eine Reihe von Bigbands befeuert hatte, sehnte er sich laut eigenem Bekenntnis nach „etwas Fließenderem. Ich wollte mehr Dialoge.“

Das jetzt vorliegende Album „For 2 Akis“ beginnt und endet mit Kenji Miyazawas „Hoshi Meguri No Uta“ („The Star-Circling Song“). Der Dichter, Schriftsteller, Landwirt und Cellist Miyazawa (1896-1933), vielleicht am bekanntesten für seine surrealen Kinderbücher, schrieb nur wenige Lieder. Dieses, sagt Shinya, „hat die Atmosphäre eines mystischen Raums. Ich fühle mich seinen Werken und der Welt, die er in seinen Schriften und seiner Musik erschuf, verbunden.“

Das Lied, das westlichen Jazzhörern vielleicht am vertrautesten sein dürfte, ist „Kōjō No Tsuki“ von Rentarō TakiThelonious Monk spielte dieses Stück auf seinem Album „Straight, No Chaser“ als „Japanese Folk Song“. „Jedes japanische Kind lernt dieses Lied in der Schule“, berichtet Fukumori.

Die Musik lebt von der Weiträumigkeit. Und Fukumoris Mitstreiter nutzen diese Räume bestens zur eigenen Entfaltung. Saxophonist Matthieu Bordenave entlockt seinem Instrument zuweilen eher fragile Töne, dann und wann aber auch solche von beachtlicher Wucht. Pianist Walter Lang zeichnet sich als subtil agierender Musiker aus, der das Ganze gefühlvoll unterstützt. Insgesamt gesehen entwickelt das Trio unter Federführung von Shinya Fukumori ein feines Gespür für Klangfarben, Details und luftige Räume. Die frei fließenden Balladen sowie die Adaptionen und Arrangements von japanischen Liedern liefern spannende Momente und einen Hörgenuss der besonderen Art und überdies eine wunderbare Lektion in Sachen japanischer Kultur.

Shinya Fukumori Trio: „For 2 Akis“ ist auf dem ECM-Label erschienen

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