- Written by Herbert
- Leave a reply
- permalink
Ein Vermächtnis des großen Allen Toussaint
Ein Vermächtnis des großen Allen Toussaint
Welcher Künstler kann schon auf ein Vermächtnis von rund 800 Songs zurückblicken? Allen Toussaint kann das. Die „Soul-Legende“ starb 77-jährig im November vergangenen Jahres während einer Europa-Tournee in Madrid. Damit ging eine beispiellose Karriere zu Ende, die ihren Anfang in New Orleans, seiner Heimatstadt, nahm. Toussaint war Komponist, Sänger und Keyboarder und in den 1960ern einer der erfolgreichsten farbigen Plattenproduzenten der USA. Er stand für Blues und Soul pur.
Er schrieb Songs für Lee Dorsey und Jessie Hill und war auch für den bis heute bekannten Evergreen „Land of 1000 Dances“ zuständig. Kurz, ein Talent, das man nicht so oft findet. Und auch „Ride Your Pony“ und „Working in the Coal Mine“ von Lee Dorsey gehen auf sein Konto. Einen seiner ersten Hits, das von Benny Spellman gesungene „Fortune Teller“, nahmen die Rolling Stones oder The Who in ihr Repertoire auf. Auch die B-Seite der Single, „Lipstick Traces (On a Cigarette)“ wurde ein Klassiker genauso „Lady Marmalade“ von LaBelle. Mit Toussaint-Kompositionen feierten Glen Campbell („Southern Nights“) und die Pointer Sisters („Yes We Can Can“) große Erfolge.
Beeindruckend ist die genreübergreifende Liste der Künstler, die im Laufe der Jahrzehnte von Toussaints magischen Talenten profitiert haben: sie reicht von Fats Domino über die Stones, Eric Clapton, Paul Simon, Little Feat und The Band bis zu Dr. John, LaBelle, The Meters und Trombone Shorty.
Toussaint prägte die Musikszene von New Orleans wie kein Zweiter. Er produzierte Alben lokaler Helden wie den Neville Brothers oder Dr. John, wirkte als Labelchef und Studiobetreiber. 2012 gab es für das Lebenswerk die National Medal of Arts, überreicht von Barack Obama. Seine aktuelle Scheibe „American Tunes“ ist ein bewegendes Dokument der schwarzen amerikanischen Popkultur, ein Dokument der Vermischung von Blues und Soul, von Cajun-Music, Boogie und europäischer Romantik, eine hochemotionale Mixtur, die so nur in New Orleans entstehen konnte.
Die Aufnahmen fanden in zwei Session-Abschnitten mit Produzent Joe Henry statt: Solo-Piano in Toussaints Heimstudio in New Orleans 2013 und mit einer Rhythmus-Besetzung aus Jay Bellerose und David Piltch – ergänzt um die Gäste Bill Frisell, Charles Lloyd, Greg Leisz, Rhiannon Giddens und Van Dyke Parks – im Oktober 2015. Das Album enthält Solo-Performances von Professor-Longhair-Songs und Arrangements von Songs von Toussaint, Duke Ellington, Fats Waller, Paul Simon und weiteren mehr.
Allen Toussaint: „American Tunes“ ist auf dem Label Nonesuch bei Warner Music erschienen.