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„Deutschland-Funk“: Mo’Blow im wegotmusic-Interview
„Deutschland-Funk“: Mo’Blow im wegotmusic-Interview
Mehr als zehn Jahre Mo’Blow. Dann ein Brief der Band an ihre Fans, in dem die vier Musiker ihre Auflösung im Herbst 2016 bekannt geben. Damit geht im Winter dieses Jahres eine Dekade für und mit dem Funk zu Ende. Mit vielen Höhepunkten, hunderten Konzerten in aller Welt und einer stetig wachsenden Fanbase.
Vor ihrem Konzert im Wiesbadener Schlachthof haben wir die vier sympathischen Jungs aus Berlin zum Interview getroffen – und mit ihnen über die bevorstehende Trennung, Konzerte in Südkorea und darüber gesprochen, wie sie Nils Landgren für sich und ihre Musik begeistern konnten.
FSeit Anfang April seid Ihr auf großer „Farewell“-Tour. Wie haben eigentlich Eure Fans auf die Ankündigung reagiert, das „Kapitel Mo’Blow“ zu beenden?
ASie haben Rotz und Wasser geheult – alle beide! (Lachen in der Runde). Es gab natürlich geteilte Meinungen. Einige Leute konnten es gar nicht verstehen, von anderen gab es aber auch positives Feedback und Respekt – vor allem, weil es so selten ist, dass Bands so konsequent für Ihre Musik einstehen… Wir haben ja auch einen ausführlichen Brief auf unserer Webseite veröffentlicht. Und genau das kam gut an, denn darin erklären wir unsere Gründe ja ausführlich. Gerade jetzt auf unserer Abschiedstour ist natürlich auch ein bisschen Wehmut dabei, aber wir haben unsere Entscheidung getroffen – und stehen auch alle vier voll dazu.
FDa hake ich doch direkt mal ein: Denn nach über 300 Konzerten in mehr als 20 Ländern habt Ihr bestimmt so einiges erlebt. Was hat Euch in der bisher gemeinsamen Zeit auf Tour am meisten beeindruckt?
ADa könnten wir stundenlang Geschichten erzählen! Eine der ganz besonderen Erfahrungen war sicherlich unser Auftritt in Südkorea beim Jarasum-Jazzfestival. Da gab es für uns einen Empfang wie man sich das bei einer Rockband vorstellt. Die Leute sind alle gebounced, haben auf Kommando geschrien und nach dem Konzert über eine Stunde für Fotos angestanden – einfach Wahnsinn. Oder aber der betrunken tanzende Botschafter in Russland, das Rhodes Piano, das wir im Dschungel von Malaysia nachziehen mussten, und noch so vieles mehr!
FAuf Eurer Webseite schreibt Ihr „ganz oder gar nicht“ – halbe Sachen sind nicht so Euer Ding, oder? Wie liefen denn die ersten Konzerte der Abschiedstour?
AEinfach unglaublich! Vor kurzem gab es vier Zugaben – und überall ist die Stimmung grandios! Lübeck war zum Beispiel ein großartiger Abend, da haben uns die Besucher ein Plakat gebastelt mit Bildern von unserem allerersten Auftritt dort aus dem Jahr 2008 – und es haben alle auf der Rückseite unterschrieben! Hier in Wiesbaden waren wir bislang nur einmal im Staatstheater – und erwarten natürlich auch gute Stimmung!
FFällt es Euch nicht schwer nach so viel positivem Feedback bei Eurer Entscheidung zu bleiben? Oder habt Ihr schon Comeback-Pläne in der Hinterhand?
AWir wollen es eigentlich so machen wie Howard Carpendale – und direkt nach der Abschiedstour unsere Reunion-Tour anschließen… Ein billiger Trick, um die Zuschauer bei der Stange zu halten! (Lachen in der Runde!) Nein. Unsere Entscheidung ist gefallen und wir haben auch keine Fallback-Pläne, sondern stürzen uns alle in neue Projekte. Und da wird es in Zukunft auch eine ganze Menge zu hören geben – bleibt gespannt!
FBlicken wir doch noch ein wenig zurück: Wie habt Ihr Euch eigentlich damals kennengelernt und beschlossen, gemeinsam Musik zu machen?
AFelix hat die Band während seines Auslandssemesters in Liverpool gegründet – das war 2001. In dieser Zeit sind dann auch die ersten Stücke entstanden, die erste CD, die ersten Auftritte. Erst 2008 haben wir vier uns dann gefunden – damals noch unter unserem alten Namen „Sahne Funk“. Da haben wir auch relativ schnell gemerkt, dass es bei und mit uns groovt – und wir zusammen besonders gut funktionieren. So konnten wir auch musikalisch in ein neues Level starten und das Projekt war da, wo wir alle es haben wollten. Da kam dann auch der neue Name „Mo’Blow“ gerade recht, um dem Neuanfang Rechnung zu tragen. In der Berliner Musikszene kennt man sich früher oder später – und so haben wir uns dann auch kennengelernt.
FWie habt Ihr eigentlich Nils Landgren von Euch überzeugen können? Er packt ja nicht auf jedem Konzert seine rote Posaune aus…
ADas war in der Tat ein etwas längerer Prozess, haben ihn über Jahre einige Male getroffen, zum Beispiel auf der Jazzahead in Bremen oder nach Konzerten angesprochen, ihm Demos gegeben und so weiter. Und irgendwann hatten wir ihn dann „weichgekocht“ (großes Gelächter in der Runde). Da bekamen wir eine Mail von ihm, mit einer total netten Entschuldigung, dass er es noch nicht früher geschafft hat. Er meinte damals, er findet uns geil und will sich mit uns treffen. Und dann gab es ein Treffen in einem Berliner Café, damals war er noch Leiter des Jazzfestivals. Nils hat dann gefragt, worauf wir Lust hätten. Erst meinten wir: Ein gemeinsames Konzert! Dann kamen wir auf die Idee, dass er doch als Gast bei uns im Studio auftaucht. Zum Schluss wurden wir dann mutig und haben ihn gefragt, ob er nicht auch gleich der Produzent des Albums werden will. Und dann hat er einfach alles gemacht – das war unglaublich. Er ist ein lieber, nimmermüder, funkiger und einfach wunderbarer Typ. Nils ist menschlich und künstlerisch einfach einer der ganz, ganz Großen!
FZum Schluss noch einmal zurück zu Eurem aktuellen Live-Album „Live In Berlin“ Was war das eigentlich für eine Atmosphäre, in der Ihr das nun letzte Mo’Blow-Album aufgenommen habt?
AWir haben das Live-Album im Berliner Jazzclub A-Trane mit verschiedenen Special-Guests aufgenommen. Es war die heißeste Woche 2015, draußen weit über 30° Grad Celcius – und innen der zum Bersten gefüllte Club… Das war schon „funky“ und sehr transpirativ! Wir haben ganz bewusst gesagt, dass wir einen kleineren Laden für die Aufnahmen haben wollen um diese ganz enge und dichte Stimmung zu bekommen. Wir sind in erster Linie eine Live-Band wir sind alle sehr froh, dass es zum Schluss noch mal ein solches Live-Album geworden ist.
Vielen Dank für das Interview!