Trompete trifft Elektro: „Not Yet Begun“ von Julian Maier-Hauff

Trompete trifft Elektro: „Not Yet Begun“ von Julian Maier-Hauff

„jazzender Elektroniker oder elektronischer Jazzer?“ fragt die Pressemitteilung zu Julian Maier-Hauffs neuer EP „Not Yet Begun“. Die Frage ist berechtigt. Denn den studierten Jazztrompeter rein auf die elektronische Musik zu reduzieren wäre zu kurz gesprungen. Definitiv. Maier-Hauff ist kein „Studiogangster“, keiner der sich seine Beats aus gut klingenden Presets zusammenschraubt und sie dann in beliebiger Reihenfolge auf die feiernde Menge loslässt. Nein. Hinter seiner Musik stecken viel Talent und Improvisationskunst, viel Gespür für die Töne und ihre Wirkung.

Und genau so klingt es auch: Verspielt. Akustisch. Und elektronisch. Tiefe Beats und Bässe aus dem Drumcomputer bilden die Grundlage für variantenreiche Harmonien und Improvisationen. Mal aus dem Fender Rhodes, mal aus der effektüberlagerten Trompete. Und mal ganz abgefahren als grummelnder Synthesizer-Sound. Der Titeltrack des im Februar 2016 erscheinenden, ersten Longplayers entstand mit dem Sänger R0T0M0D.

Ständige Begleiter: Der frei programmierte Arpeggiator, sphärische Flächensounds und der Finger, der irgendwie immer am „Cutoff“-Regler zu drehen scheint, um die Frequenzen der Sounds in ihrer Höhe zu beschneiden. Mal klingt es herrlich dumpf, dann schrauben sich die Klänge wieder nach oben, werden scharf und spitz. Grandios.

Für puristische „Old-School“ Jazzfans ist „Not Yet Begun“ sicher nichts. Aber Jazz ist Musik – und Musik ist lebendig. Blickt zurück, geht nach vorn, entwickelt sich weiter. Und es sind Künstler wie Julian Maier-Hauff, die – das beste aus beiden musikalischen Welten kennend und könnend – mit dieser Form spielen und die Grenzen des Genres weiter und weiter ausdehnen. Wir sind gespannt, was wir in Zukunft von Julian Maier-Hauff hören werden. Denn: Dem Titel seiner EP folgend geht es ja gerade erst richtig los. Wer sich übrigens wundert, was es mit den merkwürdigen Titelnamen wie „Roemer Optiklink“ oder „Kiepe klirrt Mono“ auf sich hat: Sie sind allesamt Anagramme von „Improelektronik“. Noch Fragen?

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