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Fantastische Rückschau des Jazz-Pianisten Brad Mehldau
Fantastische Rückschau des Jazz-Pianisten Brad Mehldau
Es überrascht nicht, dass viele Jazzfans Brad Mehldau zu denjenigen Musikern zählen, die dem Jazz seinen Atem zurückgegeben haben. Seit 25 Jahren geht der Pianist regelmäßig auf weltweite Konzertreisen, solo, mit dem Trio oder auch in Kombination mit anderen Musikern.
Er hat sich in dieser Zeit eine große und loyale Zuhörerschaft erspielt. Musikalische Schönheit, große Gefühle und spannende Improvisationskunst, das alles vereint er in seinem Spiel auf den 88 Tasten. Wer solche emotionalen Klangreisen mag, der wird von einer jetzt erschienenen 4-CD-Box des US-Pianisten begeistert sein. Von einem Programm das voller Gegensätze steckt.
Und dass er nicht nur mit Band, sondern auch solo Erstaunliches zu bieten hat, wissen seine Fans spätestens seit dem Album „Elegic Cycle“. Auf dem aktuellen Werk „10 Years Solo Live“ – einer Rückschau auf seine Europa-Konzerte von einer Dekade in vier Kapiteln – gibt es Brad Mehldau satt – 300 Minuten lang.
Bei seinen europäischen Gigs deckt er dabei wiederum ein weites Feld an Ausdrucksmöglichkeiten ab. Da kommt es vor, dass es bei einem Titel recht abstrakt zugeht und dann wieder folgt eine einfache Ballade, emotional und auf das Wesentliche beschränkt. Und seine Anhänger erwarten genau das von ihm, diese einzigartige und intensive Mischung. Mehldau kennt keine musikalischen Tabus. Da findet sich einträchtig Nebeneinander der Song „Blackbird“ von den Beatles, John Coltranes „Countdown“, Nirvanas „Smell Like Teen Spirit“ oder Brahms’ Intermezzo in B-flat major. Und stets bleibt es spannend. Denn an der nächsten Ecke taucht schon wieder eine Überraschung auf. Mehldau besitzt die Gabe dieses Sammelsurium an Stücken zu bündeln und in seinem Geiste zu formen und zu interpretieren.
Bekanntlich ist das Solospiel die schwerste Prüfung für einen Jazzpianisten, nicht wenige Große sind daran gescheitert. Doch Mehldau wäre nicht Mehldau, wenn er diese Hürde nicht schaffen würde. Er beherrscht wie kaum ein anderer die hohe Kunst der Variation und Transformation in Vollendung. Schier endlos kann er sich in ein Thema vertiefen, es kreisen lassen und dabei subtilen Veränderungen unterziehen.
Diese Box ist uneingeschränkt zu empfehlen und eignet sich überdies auch als Weihnachtsgeschenk für alle Jazzfreunde. Aktuell im Konzert erleben kann man Brad Mehldau am 22.11. in der Alten Oper Frankfurt. Beginn ist bereits um 17 Uhr.
Brad Mehldau: „10 Years Solo Live“ ist auf Nonesuch erschienen im Vertrieb von Warner Music.