Vijay Iyer Trio: Ein absoluter Glücksfall!

Vijay Iyer Trio: Ein absoluter Glücksfall!

Seit er 2006 in der Kritikerumfrage des US-Jazzmagazins Downbeat zum Newcomer des Jahres gekürt wurde, ist er den Geheimtipp-Status endgültig los. In der Zwischenzeit kamen etliche renommierte Preise hinzu. Vijay Iyer wird unterdessen als eine der eigenständigsten Jazzstimmen genannt. Er wurde 1971 in Rochester, New York, als Sohn indischer Einwanderer geboren. Er studierte an der University of California in Berkeley Musik. Der promovierter Musikwissenschaftler ist in den Bands von Steve Coleman, Roscoe Mitchell und Wadada Leo Smith gereift. In seinen eigenen Formationen kombiniert er kollektive, zeitgenössische Improvisationskonzepte mit rhythmischen Formen, in denen er sich auch auf die Tradition der klassischen Musik Südindiens bezieht. Die Kritiker sind sich jedenfalls einig: Vijay Iyer hat das Potential, die Sprache des Jazzpianos für immer zu verändern. Es sind gewaltige Klanggebirge, die Iyer am Flügel sowie der Bassist Stephan Crump und der Schlagzeuger Marcus Gilmore auftürmen und dabei oft die gängigen Taktarten völlig außer Acht lassen. Ähnlich wie der M-Base-Saxofonist Steve Coleman unterlegt er seinen Stücken komplexe Metren, die – so schräg sie auch seien – einen packenden Drive entwickeln. Mit diesem, seit etlichen Jahren bestehenden Trio, hat der Leader eine Band beisammen, die ein Höchstmaß an Gruppenidentität garantiert. Es braucht nicht viel Phantasie und Mut zu behaupten: Vijay Iver liefert eine spektakuläre Neudefinition des klassischen Klaviertrios. Wer dies nicht glauben mag, der höre sich die brandaktuelle CD „Break Stuff“ des Trios an. Schon das Titelstück strotzt vor Rhythmus- und Tempowechseln, vor modalen und seriellen Sequenzen und Verschlüsselungen.

Dennoch klingt das alles nach Hier und Jetzt. Die Energie ist das tragende Element. Sie verbindet auf wunderbare Weise die von Chiffren, Symbolen und Codes durchzogenen Klängen.

Da weht nicht nur der Geist eines Duke Ellington durch die Musik. Auch vor anderen großen Vorbilder wie Thelonious Monk, Andrew Hill, Billy Strayhorn, Richard Abrams, Randy Weston, Cecil Taylor und Sun Ra verneigt sich Iyer.

Viele der Stücke sind Neufassungen anderer Iyer-Kompositionen. Einige stammen aus einer Suite, die ihre Premiere im New Yorker Museum of Modern Art hatte, andere aus Open City, einer Zusammenarbeit mit dem Romancier Teju Cole.

„Hood“ ist ein Tribut an den Detroit-Techno-Pionier Robert Hood. Auf „Work“ erweist Iyer seinem Piano-Helden Thelonious Monk seine Ehrerbietung. „Countdown“ denkt den gleichnamigen Coltrane-Klassiker innerhalb eines von westafrikanischer Musik inspirierten rhythmischen Rahmens neu. „Mystery Woman“ wird von Pulsschlägen angetrieben, die Vorbilder in der südindischen Trommelkunst haben. Eine berührende Version von Billy Strayhorns „Blood Count“ setzt Iyer solistisch um. „Break Stuff“, eingespielt im Juni 2014 im New Yorker Avatar Studio und von Manfred Eicher produziert, ist Vijay Iyers dritte ECM-Veröffentlichung. Sie folgt auf die Kammermusik-Aufnahme „Mutations“ und das Film-und-Musik-Projekt „Radhe radhe: Rites of Holi“. Mit „Break Stuff“ hat das Vijay Iyer Trio ein großartiges Album vorgelegt, das sich gewiss unter die besten Jazzalben des Jahres 2015 wird einordnen lassen.

Vijay Iyer Trio: „Break Stuff“ erschienen bei ECM-Music

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